»What Remains, What Disappears« – Austellungspraxis inmitten des Krieges in der Ukraine
Rahmenprogramm der Kyiv Biennial 2025

13. November 2025, 18:00
Wien

Unter dem Titel »What Remains, What Disappears« (Was bleibt, was verschwindet) laden das AIL – Angewandte Interdisciplinary Lab Wien gemeinsam mit Office Ukraine Wien zu einem Abend mit Gesprächen mit Kurator:innen, Künstler:innen und Forscher:innen aus der Ukraine ein: Wie erarbeitet man bzw. führt man Ausstellungen inmitten des Krieges durch? Wie geht man mit der Gefährdung und Zerstörung von institutionellen Archiven um? Welche Rolle haben dabei Künstler:innen als Zeug:innen des Krieges?

Das Abendprogramm beginnt mit einer kuratorischen Einführung in die Ausstellungsprojekte des Dnipro Center for Contemporary Culture (DCCC) und der Asortymentna Kymnata, Iwano-Frankiwsk.

Ort: AIL, Ehemalige Postsparkasse, Georg-Coch-Platz 2, 1010 Wien

»Everything for Everybody«, 18:00
Gespräche mit den Kurator:innen des Dnipro Center for Contemporary Culture

Der erste Teil des Abends widmet sich dem bedrohten kulturellen Erbe, der Bedrohung von Archiven und der Frage, wie künstlerische Praxis kriegerischer Zerstörung widerstehen und neue Formen kollektiven Erinnerns ermöglichen kann.

Die Kuratorinnen Kateryna Rusetska, Victoria Donovan und Natasha Chychasova diskutieren gemeinsam mit Kolleginnen des Historischen Museums Pokrowsk, Tetiana Kostiuchenko und Anhelina Rozhkova, die Forschungshintergründe der Ausstellung »Everything for Everybody« (Alles für alle), die für die Kyiv Biennial 2025 in Zusammenarbeit mit dem DCCC entwickelt wurde.

Die Ausstellung basiert auf Archivmaterialien aus der Franki Raffles Photography Collection der University of St Andrews sowie dem fotografischen Archiv von Mykola Bilokon, das im Historischen Museum Pokrowsk aufbewahrt wird. Raffles’ Serie »Soviet Women« (Sowjetische Frauen) dokumentiert Arbeit und Geschlechterrollen in der späten Sowjetunion 1989, während Bilokons Fotografien das Alltagsleben in Pokrowsk während des Zerfalls der Sowjetunion und der frühen Unabhängigkeit der Ukraine zeigen.

Im Jahr 2024 wurde Pokrowsk durch russische Bomben zerstört, das Museum musste evakuiert werden. Die Ausstellung erzählt diese Geschichte der Zerbrechligkeit Fragilität und Vertreibung, indem sie Bilokons Archiv mit Raffles’ Bildern in Dialog bringt – über das Dokumentieren und Erinnern gefährdeter oder vollständig ausgelöschter Orte.

»Do Toads Sing in the Walls?«, 19:30
Gespräch mit Olga Poliak und Alona Karavai, Kuratorinnen der Asortymentna Kymnata, Iwano-Frankiwsk

Im zweiten Teil geht es um das Projekt »Do Toads Sing in the Walls?« (Quaken Kröten in den Wänden?), das von der Asortymentna Kymnata 2025 entwickelt wurde. Es handelt vom Dialog zwischen Künstler:innen an der Front und jenen ›zuhause‹.

Die Kuratorinnen Olga Poliak und Alona Karavai präsentieren das Projekt anhand fotografischer Dokumentationen der im Februar 2025 realisierten Ausstellungen, sowie durch vertiefte Betrachtungen ausgewählter Werke, die sie aus Iwano-Frankiwsk nach Wien gebracht haben.

Die Drohnenpilotin, Dichterin und Ornithologin Klementyna Kvindt wird per Zoom zugeschaltet und spricht über ihre Erfahrungen mit Vertreibung, Widerstand und ihrem Militärdienst für die Streitkräfte der Ukraine.

Der Titel der Ausstellung bzw. des Gesprächs bezieht sich auf das Lied »Evening of Toads« (Abend der Kröten) von Stanislav Krul und Kolleg:innen, das mithilfe von KI entstanden ist.

Live Sound Performance von Anton Lapov, 21:00

Anton Lapov (Anton Makarevych) schließt den Abend mit einer Sound Performance. Lapov ist ukrainischer Medienkünstler, Computermusiker, Curator und Koordinator des Medienkunstkollektivs Art Cluster R+N+D, sowie Gründer des digitalen Labels BOCTOK.

Dieses Programm wurde von Office Ukraine Wien, in Zusammenarbeit mit der Kyiv Biennial und Asortymentna Kymnata initiiert. Mit Unterstützung der ERSTE Stiftung. Fortsetzung findet das Programm am 14. November mit einem kuratierten Filmprogramm des Dnipro Center for Contemporary Culture und der Asortymentna Kymnata im mumok Kino. In der Tradition der kritisch engagierten und dezentralen Ausgabe der Kyiv Biennial 2023, findet auch die 6. Ausgabe an mehreren Orten in Europa parallel statt. Mit der diesjähriger Ausgabe feiert die Kyiv Biennale ihr 10-jähriges Bestehen. Die Kyiv Biennial 2025 wird gemeinsam mit L’Internationale, einem europäischen Verbund von Museen, Kulturinstitutionen und Universitäten organisiert.


Titelbild: Franki Raffles, Women Workers in the USSR, 1989. Courtesy of the Franki Raffles Archive, University of St Andrews.