sprich.Clartext Konferenz 2026
Die Online-Konferenz von Alles Clara

22. Jänner – 28. Jänner 2026
Online

Pflegende Angehörige leisten in Österreich einen unverzichtbaren Beitrag: Familien übernehmen bis zu 80 % des Pflege- und Betreuungsbedarfs und sind damit das Rückgrat unseres Gesundheits- und Sozialsystems. Dennoch bleibt ihre enorme Leistung oft unsichtbar.

Die Online-Konferenz »sprich.Clartext«, initiiert von Alles Clara, stellt die Lebensrealitäten pflegender Angehöriger in den Mittelpunkt. Sie bietet Raum für Austausch, Anerkennung und praxisnahe Unterstützung. Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis beleuchten zentrale Herausforderungen und Zukunftsfragen rund um die Pflege in einer alternden Gesellschaft.


Themenschwerpunkte 2026:

  • Zukunft der Betreuung und Pflege in einer alternden Gesellschaft
  • Umgang mit psychischen Erkrankungen im sozialen Umfeld
  • Rollenwechsel und familiäre Beziehungen in der Pflege
  • Strategien zur frühzeitigen Erreichbarkeit pflegender Angehöriger
  • Sichtbarkeit und Unterstützung für Young Carers

Ergänzt wird das Programm durch Impulse zu Vorsorge, Katastrophenvorbereitung, aktuellen Forschungsprojekten sowie Unterstützungsangeboten bei Essstörungen. Ziel der Konferenz: Wissen teilen, Austausch fördern und gemeinsam tragfähige Lösungen für die Zukunft entwickeln.

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Programm:

Wie kann ein gutes Leben für alle gelingen? Die Zukunft der Pflege

Die demografische Entwicklung stellt unsere Gesellschaft vor große Herausforderungen: Die Zahl älterer und pflegebedürftiger Menschen steigt kontinuierlich, während Gesundheitssystem, Pflegeeinrichtungen und Familien an ihre Grenzen stoßen. Rund 80% des Pflegebedarfs übernehmen Angehörige – meist aus Selbstverständlichkeit, oft unter großer emotionaler, finanzieller und zeitlicher Belastung. Die Folgen sind gravierend: gesundheitliche Probleme, reduzierte Arbeitszeit oder frühzeitiger Ausstieg aus dem Erwerbsleben, besonders bei Frauen. Das verschärft den Fachkräftemangel, dem wir u.a. durch ein höheres Pensionsalter entgegenwirken wollen – ein schwieriges Unterfangen. Diese Entwicklungen werfen zentrale gesellschaftliche Fragen auf: In welcher Gesellschaft möchten wir zusammenleben und was macht gesellschaftlich wie individuell ein gutes Leben aus? Wie müss(t)en unsere Systeme gestaltet? Welche Verantwortung tragen dabei Politik, Wirtschaft und wir als Einzelne?

Vortrag & Diskussion: Prof. Dr. Holger Bonin, Prof.in Dr.in Monika Köppl-Turyna, Diskussion: Mag.a Elisabeth Anselm, Judith Litschauer, MSc., Prof. Dr. Klaus Wegleitner

Praxisimpuls: LeLi – Tageszentrum für Menschen mit Essstörung

LeLi, das Tageszentrum für Menschen mit Essstörungen, stellt ein niederschwelliges Angebot dar, das die Versorgungslücke zwischen stationärem Aufenthalt und dem Leben zu Hause schließt. Essstörungen wie Anorexie, Bulimie oder Binge-Eating-Störung sind komplexe psychische Erkrankungen mit vielen Gesichtern – sie betreffen nicht nur die Betroffenen selbst, sondern fordern auch das familiäre Umfeld oft über lange Zeit hinweg heraus. Der Praxisimpuls gibt Einblicke in die Arbeit von LeLi und zeigt, wie Angehörige durch Informations- und Gruppenangebote gezielt unterstützt werden können. Dabei geht es nicht nur um Wissen über die Erkrankung, sondern auch um die emotionale Begleitung und die Frage, wie man helfen kann. Angehörige spielen eine zentrale Rolle beim Erkennen und Überwinden der Krankheit – und brauchen selbst Raum für Austausch, Verständnis und Selbstfürsorge.

vorgestellt von: Mag.a Christine Brugger

Zwischen Unterstützung und Abgrenzung – Psychische Erkrankungen im Umfeld.

Psychische Erkrankungen sind noch immer ein Tabuthema, obwohl sie jeden betreffen können. Rund 25% der Menschen in Westeuropa erleben im Laufe ihres Lebens eine behandlungsbedürftige psychische Störung (Quelle: Elisabeth Wagner – Psychische Störungen verstehen). Die Auswirkungen betreffen nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihr soziales Umfeld. Angehörige erkennen erste Veränderungen, bieten Hilfe an und durchlaufen eigene Phasen der Krankheitsverarbeitung. Oft fehlt Wissen, wie man unterstützt, ohne sich selbst zu verlieren. Viele engagieren sich über ihre Kräfte hinaus und stoßen an emotionale und gesundheitliche Grenzen. Die Diskussionsrunde beleuchtet Krankheitsbilder und Angehörigengruppen. Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis diskutieren zentrale Fragen wie: Wie erkennt man eine psychische Erkrankung? Wo finden Angehörige Informationen und Hilfe? Und wie gelingt es, zu unterstützen und zugleich eigene Grenzen zu wahren?

Vortrag & Diskussion: Mag. Edwin Ladinser, Dr.med. Thomas Wochele, Diskussion: Heidemarie Eher, MBA. BA. BSc., DSA.in Ulrike Schröer, MA.

Praxisimpuls: Für morgen entscheiden und vorsorgen

Wenn ein geliebter Mensch nicht mehr selbst entscheiden kann, stehen Angehörige oft vor schwierigen rechtlichen und emotionalen Fragen. In diesem Praxisimpuls werden die wichtigsten Instrumente der Vorsorge vorgestellt: die Vorsorgevollmacht, die Patient:innenverfügung und die Erwachsenenvertretung. Der Impuls bietet einen kompakten Überblick über die Unterschiede und Einsatzbereiche und zeigt, wie Angehörige sich frühzeitig informieren können. Was bedeutet es, eine Vorsorgevollmacht zu übernehmen? Welche Pflichten sind mit der Erwachsenenvertretung verbunden? Neben den juristischen Fakten geht es auch um die emotionale Dimension. Welche schwierigen Themen sollten im Vorfeld angesprochen werden – etwa Krankheit, Pflegebedürftigkeit, Lebensende und persönliche Werte? Ziel ist es, Angehörige zu stärken – durch Wissen, Klarheit und das Gefühl vorbereitet zu sein.

vorgestellt von: Mag. Martin Marlovits

Vom Familienmitglied zur Pflegeperson – familiäre Beziehungen im Fokus.

Wenn ein Mensch pflegebedürftig wird, übernimmt meist die Familie die Betreuung – oft über Jahre. Die Rolle pflegender Angehöriger ist komplex: Sie umfasst vielfältige Aufgaben, Erwartungen und soziale Zuschreibungen, die sich je nach Beziehung und Krankheitsverlauf verändern. Die Pflegebeziehung entsteht meist aus bestehenden Fürsorgebeziehungen, kann Nähe stärken, bringt aber auch Überforderung, Konflikte und emotionale Belastungen. Ein stabiles Unterstützungsnetzwerk ist entscheidend, muss jedoch aktiv aufgebaut, gepflegt und an sich verändernde Bedingungen angepasst werden. Dabei sind individuelle Ressourcen, Erwartungen und das Bewusstsein für die eigene Rolle von Bedeutung. In der Diskussionsrunde beleuchten Expert:innen, wie sich familiäre Beziehungen im Pflegeverlauf verändern, welche Konflikte auftreten und welche Strategien zur Entlastung beitragen.

Vortrag & Diskussion: DSAin. Bettina Pußwald, MSM., Diskussion: Mag.a Helene Dohr, DGKP Sylvia Schrötter-Lang

Praxisimpuls: Katastrophenvorsorge für pflegende Angehörige

Naturkatastrophen wie Hochwasser, Sturm oder extreme Hitze treffen unsere Gesellschaft zunehmend. Von den Auswirkungen besonders betroffen sind vulnerable Gruppen – darunter pflegebedürftige Menschen und somit auch ihre Angehörigen. Das Hochwasser im September 2024 hat gezeigt, wie rasch Versorgungssysteme an ihre Grenzen stoßen können. Evakuierungen, Stromausfälle oder blockierte Wege können die Versorgung von Pflegebedürftigen gefährden und somit Angehörige in akute Krisensituationen bringen. Dieser Praxisimpuls stellt einen speziell entwickelten Leitfaden zur Katastrophenvorsorge für pflegende Angehörige vor. Er basiert auf den Empfehlungen des Zivilschutz Österreich und wurde gemeinsam mit Expert:innen aus Katastrophenmanagement, Pflegepraxis und Angehörigenvertretung erarbeitet. Ziel ist es, pflegende Angehörige zu stärken – durch konkrete Handlungsempfehlungen, Checklisten und praktische Tipps für den Ernstfall.

Nicht erst, wenn´ s brennt – Pflegende Angehörige frühzeitig erreichen.

Pflegende Angehörige sind eine tragende Säule im österreichischen Pflegesystem. Sie leisten täglich Enormes – meist im Verborgenen und ohne Unterstützung. Pflege beginnt oft schleichend mit kleinen Hilfen im Alltag, die sich allmählich zu umfassender Betreuung entwickeln. Viele erkennen sich erst spät als pflegende Angehörige, wodurch Angebote ungenutzt bleiben und die Belastung steigt. Damit Hilfe nicht erst dann kommt, wenn die Belastung zu groß ist, braucht es Strategien zur frühzeitigen Erreichbarkeit. Pflegende Angehörige sind eine heterogene Gruppe und in allen gesellschaftlichen Bereichen vertreten – unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft oder Lebenssituation. Um sie wirksam zu erreichen, braucht es zielgerichtete Ansätze. Im Mittelpunkt der Diskussionsrunde steht die Frage, wie pflegende Angehörige frühzeitig und wirksam angesprochen werden können. Welche Kanäle und Formate funktionieren? Welche Akteur:innen und Synergien braucht es, um zu unterstützen, bevor es brennt.

Vortrag & Diskussion: Annika Hudelmayer, MA., Dr.in Monika Riedel, Diskussion: Nina Maierl-Smoltschnik, DGKP Daniela Stadler, BA. MA.

Praxisimpuls: InterCare – Young Carers im internationalen Vergleich.

Junge Menschen, die sich neben Schule, Ausbildung oder Studium um ältere, kranke oder Angehörige mit Behinderung kümmern, sind eine große, aber oft unsichtbare Gruppe. In Deutschland betrifft dies etwa jeden achten jungen Menschen in Ausbildung. Diese Verantwortung beeinflusst Bildungswege, Entscheidungen und die Vereinbarkeit von Alltag und Ausbildung erheblich. Das Forschungsprojekt “InterCare” der Goethe-Universität Frankfurt untersucht diese Situation erstmals umfassend und zieht einen internationalen Vergleich zwischen der Situation in Deutschland, Großbritannien und Polen.

vorgestellt von: Dr.in Anna Wanka

Zwischen Care-Mode und Zukunftsplänen.

Kinder und Jugendliche, die Verantwortung für die Pflege von Angehörigen übernehmen, sind eine weitgehend unsichtbare Gruppe, obwohl diese Situation das Leben vieler junger Menschen prägt. 42.700 Kinder und Jugendliche in Österreich kümmern sich regelmäßig um kranke, ältere oder beeinträchtigte Angehörige. Diese Verantwortung beeinflusst ihren Alltag, Bildungschancen, Berufswahl und soziale Entwicklung. Im Mittelpunkt stehen Fragen wie: Wie gelingt es, Schule und Pflege zu vereinbaren? Wann und wo holen sich junge Menschen Unterstützung, und welche Rolle spielen Familie, Freund:innen und Lehrkräfte? Welche Berufsgruppen und Institutionen müssen sensibilisiert werden, um Young Carer frühzeitig zu erkennen und zu stärken? Die Diskussionsrunde bringt Expert:innen aus Forschung und Praxis zusammen, um Antworten zu finden. Ein Beitrag aus dem aktuellen Partizipationsprojekt „Young Carers in Österreich“ liefert erste Erkenntnisse und Impulse für die Diskussion.

Vortrag: Prof. Dr. Martin Nagl-Cupal, Mag.a Nicole Traxler, Diskussion: Anneliese Gottwald, Daniela Heidegger, MA. , Sonja Kuba, MSc., Dipl.-Soz.päd. Christine Piriwe


Die Konferenz wird durch das Sozialministerium und die ERSTE Stiftung ermöglicht.

Im Programmkomitee vertreten sind Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt (Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotes Kreuz, Volkshilfe), Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger, Karl Landsteiner Universität, LebensGroß, Ludwig Boltzmann Institute Digital Health and Patient Safety und die Universität Wien.