Journal
8. September 2025
Lesezeit: 2'

Pflegende Angehörige – der »größte Pflegedienst Österreichs«?
Viele Österreicherinnen arbeiten in Teilzeit. Politik und Wirtschaft diskutieren gerade wieder, warum das so ist. Was sie dabei oft übersehen: dahinter steckt oft die Verpflichtung, Familienangehörige zu pflegen.
Sie arbeiten zuhause, sie checken bei keiner Stech-Uhr ein, sie haben keine Chef:innen und auch keine eigene Lobby: Menschen, die Familienangehörige pflegen, machen das oft, ohne dass Andere das wirklich mitbekommen. Erstaunlich ist wie viele Österreicher:innen diese Verantwortung übernehmen: Jede:r Achte unterstützt regelmäßig Angehörige, Freund:innen oder Nachbar:innen im Alltag, das sind fast sechs Mal so viele Menschen, wie heute aktiv Fußball spielen. Doch die wenigsten von ihnen werden gut dabei unterstützt.
Die meisten pflegenden Angehörigen leiden dabei selbst unter hohen Belastungen. Dass viele deshalb zugunsten der Pflege die Anzahl ihrer Arbeitsstunden reduzieren, überrascht kaum. Einige geben ihren Job sogar ganz auf.
Wie aus einer aktuellen Studie von EcoAustria hervorgeht, entscheiden sich jährlich über 20.000 Personen dazu, bezahlte Arbeit für mehr Zeit für ihre Pflegeaufgaben teils oder auch ganz aufzugeben. Es sind insbesondere Frauen, die diesen Schritt setzen. Das hat schwerwiegende Folgen für Arbeitsmarkt, für die Wirtschaft, und natürlich für die Personen selbst. Wo es der Wirtschaft an Fachkräften fehlt, verzichten die Frauen auf Einkommen und reduzieren somit auch ihre Chancen auf eine gute Pension. Weil gleichzeitig das Gesundheitssystem und die Pflegeeinrichtungen an ihre Grenzen stoßen, haben sie dennoch oft keine andere Wahl.
Über gesellschaftliche Auswirkungen und mögliche Lösungen für pflegende Angehörige diskutierte beim European Forum Alpbach im August 2025 ein Panel mit hochkarätigen Gästen aus Politik, Wissenschaft, Pflege und Arbeitsmarkt . Hören Sie in das Gespräch rein!
Titelbild: Marko Risovic / EFA