Event
30. September – 16. Jänner 2026
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Ana de Almeida: »The Resistant Archive«
Exhibition at tranzit sk
30. September – 16. Jänner 2026
Bratislava
Die Ausstellung präsentiert ein neues Kapitel von Ana de Almeidas fortlaufendem Projekt »Collective Archive« (seit 2014), das sich mit der Poetik und Politik des Archivs sowie mit den Dynamiken persönlicher und kollektiver Erinnerung auseinandersetzt.
In Zusammenbarbeit mit Adam Balogh, Johanna Bukovsky, Viktoria Gajdošová, Barbora Halmešová, Jos Leys, Michaela Pavelková, Michaela Prablesková, Iida Saarela, Karla Šavrtková
Kuratiert von Judit Angel
Eröffnung: 30. September, 2025 at 18:00
Ort: tranzit.sk, Beskydská 12, Bratislava
Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag: 14:30 – 18:30 Uhr
Im Zentrum stehen Fotografien, die der Vater der Künstlerin als portugiesischer Student in der ehemaligen Tschechoslowakei zwischen 1978 und 1987 aufgenommen hat. Ohne künstlerischen Anspruch entstanden, tragen die Bilder die Prägung eines politischen Engagements, das durch die Nelkenrevolution in Portugal (1974) geformt wurde – ein Ereignis, das Jahrzehnte der Diktatur und des Kolonialkriegs beendete. Dieser revolutionäre Geist setzte sich in seinem Alltag im sozialistischen Tschechien bis zur Samtenen Revolution (1989) fort.
Durch die Aktivierung dieses Materials in skulpturalen und Video-Installationen lädt de Almeida zur Reflexion darüber ein, wie revolutionäre Euphorie verdrängt wird, wie Erinnerung und Nostalgie über Generationen hinweg weitergegeben werden und wie historische Momente gesellschaftlicher Umbrüche in der heutigen Atmosphäre von Ernüchterung, Entpolitisierung und dem Wiedererstarken ultrakonservativer und rechtsextremer Kräfte nachhallen.
Während institutionelle Archive die Fotografie oft als indexikalischen Beweis der Vergangenheit nutzen, widersetzt sich de Almeida dieser Logik. Anstatt historische Momente zu fixieren, eröffnen ihre skulpturalen Arrangements Räume der Kontemplation, der Schwebe und der flüchtigen Freisetzung des politischen Potenzials der enthaltenen Bilder. Ihre Videoarbeiten, die Lippenlesen und Gebärdensprache einsetzen, verorten die Semiotik der Revolution in einem fortlaufenden Übersetzungsprozess. Ihr Verständnis eines Archivs ist somit relational und performativ.
Neben einer neuen skulpturalen Arbeit, die speziell für den Leseraum von tranzit.sk entstanden ist, zeigt die Ausstellung auch die Ergebnisse eines Workshops mit jungen Künstler:innen aus Bratislava, die sich mit ihren eigenen fotografischen Archiven auseinandergesetzt haben. Ihr kollektives Projekt sucht nach Momenten des Widerstands und erforscht die Verbindungen zwischen häuslichen, institutionellen, privaten und kollektiven Räumen.

Ana de Almeida ist eine interdisziplinäre Künstlerin aus Lissabon. Heute lebt sie in Wien. Sie arbeitet mit Archiven und Erinnerungsprozessen aus einer sozialpolitischen Perspektive. Ihre Praxis beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel von Familiennarrativen und makropolitischen Ereignissen sowie mit der Privatisierung von Geschichte. Derzeit promoviert de Almeida an der Akademie der bildenden Künste Wien über die Bildproduktion und deren ideologische Implikationen im interrevolutionären Raum zwischen der Nelken- und der Samtenen Revolution (1974–1989).
Ihre Arbeiten wurden unter anderem in Camera Austria, Wien Museum, Belvedere 21, Kunsthalle Wien, Centre for Visual Arts in Coimbra, Fundação Serralves in Porto, House of Arts Ústí nad Labem, GHMP Prag, Institute for Contemporary Art Jerewan, MNAC – Museu do Chiado in Lissabon, Fine Arts Gallery der California State University Los Angeles und Tabakalera – Internationales Zentrum für zeitgenössische Kultur in Donostia / San Sebastián gezeigt.
Titelbild: Between revolutions, Ana de Almeida 2024 (José Alberto, Prague 1980-83)