Journal
30. Juni 2025
Lesezeit: 3'

Democracy Re:boot Camp
Die Demokratie steht unter Druck. Der Raum für zivilgesellschaftliches Engagement wird enger. Desinformation breitet sich aus. Und überall in Europa begegneten wir jungen Menschen, die bereit waren, etwas zu tun – aber sich oft allein damit fühlten. Für sie haben wir das Re:boot Camp geschaffen.
Als wir gemeinsam mit unseren Partnern vom D-HUB das Democracy Re:boot Camp, war uns eines sofort klar: Wir wollten kein weiteres Event, das einfach vorbeizieht. Wir wollten einen Raum schaffen, in dem etwas in Bewegung kommt – konkret, dringend, echt.
Es war keine Konferenz. Es war ein Ort für Menschen, die keine Überzeugung mehr brauchten, sondern Werkzeuge, Verbündete und Zeit – um gemeinsam zu denken, zu planen und zu handeln. Ein Ort, an dem Demokratie nicht nur diskutiert, sondern ausprobiert und neu gedacht wurde.

Wie Hedvig Morvai, Executive Director for Europe and Democracy, in ihrer Eröffnungsrede geteilt hat: »Als Studentin war ich selbst einmal auf einem Sommercamp zur Demokratie – das hat mich tief geprägt und letztlich zu dem geführt, was ich heute tue. Ich wollte hier etwas Ähnliches schaffen, weil ich glaube: Echter Wandel entsteht nur in starken, verbundenen Gemeinschaften.«
Diese Erinnerung – und der Glaube daran, dass Veränderung in geteilten Räumen beginnt – war der Ausgangspunkt für alles.
Dem Moment gerecht werden
Viele, die sich für offene Gesellschaften einsetzen, fühlen sich zersplittert, müde, manchmal auch entmutigt. Bewegungen verlieren an Kraft, wenn ihnen Struktur fehlt. Die extreme Rechte hat längst gelernt, sich über Grenzen hinweg zu organisieren. Wir müssen das auch tun.
Das Re:boot Camp war unsere Antwort auf diesen Moment. Wir haben uns auf Workshops konzentriert, auf Strategiegespräche, auf ehrliche, manchmal unbequeme Diskussionen. Wir haben Mentor:innen eingeladen, die wissen, wie es ist, unter Druck zu arbeiten. Und wir haben dafür gesorgt, dass die Verbindungen, die dort entstanden sind, nicht mit dem letzten Gruppenfoto enden.

Werkzeuge. Zeit. Solidarität.
Wir wollten nicht, dass die Teilnehmenden nur mit Hoffnung nach Hause gehen. Wir wollten, dass sie vorbereitet sind. Sie haben gelernt, Machtstrukturen zu analysieren. Sie haben geübt, wie man Gemeinschaften organisiert, sich selbst und andere schützt, Allianzen über Grenzen hinweg aufbaut. Und vor allem: Sie haben einander erkannt – nicht nur als Gleichgesinnte, sondern als Mitstreiter:innen im selben Kampf.
Der georgische Aktivist Shota Dighmelashvili hat es bei der Eröffnung auf den Punkt gebracht:
»Der Kampf gegen Autoritarismus verlangt Opfer – und das Einzige, was uns retten kann, ist Solidarität.«
Dieser besondere Geist – gegenseitige Anerkennung, Verantwortung füreinander – war in jedem Moment des Camps spürbar.
Wir haben gesehen, wie echte Verbindungen entstanden sind. Nicht nur Kontakte, sondern Vertrauen. In den stillen Momenten nach intensiven Sessions. Im gemeinsamen Lachen beim Abendessen. In dem Gefühl: »Ich bin nicht allein.« Genau das hatten wir uns gewünscht – kein einmaliges Treffen, sondern der Beginn eines gemeinsamen politischen Rhythmus.
Und jetzt?
Das war erst der Anfang. Die Dringlichkeit ist geblieben. Wir glauben an eine Generation, die nicht wartet. Und wir glauben, dass unsere Aufgabe als Stiftung nicht nur darin besteht zu fördern – sondern mitzugehen, mitzugestalten und dranzubleiben.
Democracy Re:boot Camp war nie nur eine Inspirationsquelle. Es war – und bleibt – ein Versprechen. Aneinander. An die Demokratie. An das, was als Nächstes kommt.

Author: Milan Vujić
Project Coordinator for Europe and Democracy