Gerald Knaus: Menschlichkeit und Kontrolle sind kein Widerspruch

Der österreichische Migrationsexperte stellte am 19. Oktober vor Wiener MedienvertreterInnen sein neues Buch zu Flucht und Migration vor.
Montag, 19 Oktober, 2020

Der österreichische Migrationsexperte stellte am 19. Oktober vor Wiener MedienvertreterInnen sein neues Buch zu Flucht und Migration vor.

»Wer dieses Buch liest, wundert sich nicht mehr, dass Ministerpräsidenten wie Winfried Kretschmann oder Armin Laschet, CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer und auch die Führung des Bamf [Bundesamt für Migration und Flüchtlinge] die Beratung von Knaus suchen.«

Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Ob dieses Buch etwas bewirkt? Es ist viel gewonnen, wenn es alle lesen, die in der Migrationsdebatte mitreden und -denken möchten.«

Süddeutsche Zeitung

Wien, 19.10.2020 / 2019 kamen insgesamt etwa 100 000 Menschen irregulär über das Mittelmeer in die Europäische Union. Das sind im Durchschnitt 280 Menschen am Tag. Sind das zu viele? Werden es bald sehr viel mehr sein? Soll man sie stoppen, und welche Maßnahmen sind dabei erlaubt? Wer hat das Recht oder die Pflicht, dies zu entscheiden?

Diese grundsätzlichen und doch schon so lange von der Politik unbeantwortet gelassenen Fragen – und noch einige mehr – stellt Gerald Knaus an den Anfang seines soeben bei Piper erschienenen Buchs »Welche Grenzen brauchen wir? Zwischen Empathie und Angst – Flucht, Migration und die Zukunft von Asyl«. Knaus tritt seit vielen Jahren als Experte zu den Themen Migration und Asyl in den Medien auf. Bei Regierungen und internationalen Institutionen findet er ebenso Gehör und wird vor allem dafür geschätzt, dass er große Sachkenntnis mit einem Verständnis für die Standpunkte auf beiden Seiten einer inzwischen ziemlich verfahrenen Diskussion verbindet.

Bors Marte, stellv. CEO der ERSTE Stiftung, und Gerald Knaus bei der Buchpräsentation am 19. Oktober 2020 in Wien

Denn unübersehbar scheinen Mitleid, Empathie und Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtenden in Not im Widerstreit mit dem Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle über das eigene Leben zu stehen – nicht nur innerhalb der europäischen Gesellschaften, sondern oft auch in den Herzen ihrer Bürgerinnen und Bürger. Gerald Knaus ist davon überzeugt, „dass es möglich sein muss, an Europas Grenzen Kontrolle mit Respekt für Menschenwürde zu verbinden.“

Das Ziel sei nicht nur: Null Tote im Mittelmeer. „Erfolgreiche Politik muss immer auch Lösungen präsentieren, die Mehrheiten überzeugen,“ so Knaus bei der Buchpräsentation am 19. Oktober vor ausgewählten Medienvertretern in der ERSTE Stiftung in Wien.

»Welche Grenzen brauchen wir?« fasst nicht nur alle Argumente der aktuellen Debatte zusammen und hinterfragt bekannte Glaubenssätze wie etwa den „Pullfaktor“ der Seenotrettung, die Ungerechtigkeit des Dublin-Systems oder den Zusammenhang von Demographie und Klima mit Migration. Knaus erinnert in Kapiteln über die vietnamesischen Boatpeople der 70er Jahre oder die kubanischen Bolseros der 90er daran, dass weder Flucht noch Abgrenzung, weder kluges noch brachiales Grenzmanagement oder die Debatte um die Universalität des Rechts auf Asyl neu sind. Die Beispiele, von den man lernen kann, findet er u.a. in Kanada, Australien, Westafrika, Südostasien, der Ukraine, der Türkei, Libyen und Marokko.

Die Frage, warum wir uns für menschliche Grenzen der Europäischen Union einsetzen sollten, wird klar beantwortet. Das Recht auf Asyl und menschenwürdige Formen von Migration seien jeweils ein pars pro toto. Knaus weist darauf hin, dass die Menschenrechte als solche keineswegs in Stein gemeißelt seien. „Alle Werte sind vergänglich, wenn sie nicht verteidigt werden.“ Unsere Gesellschaften müssten sich angesichts der Situation im Mittelmeer heute fragen: „Wer sind wir? Wer wollen wir sein?“

Gerald Knaus, der heute in Berlin lebt, ist Gründungsdirektor der Denkfabrik European Stability Initiative (ESI). Er studierte Philosophie, Politik und Wirtschaft in Oxford, Brüssel und Bologna, ist Gründungsmitglied des European Council on Foreign Relations und war für fünf Jahre Associate Fellow am Carr Center for Human Rights Policy der Harvard University Kennedy School of Governance in den USA.

2018/2019 war Gerald Knaus Fellow von Europe’s Futures – Ideas for Action, einem Projekt der ERSTE Stiftung mit dem Institut für die Wissenschaften vom Menschen. Die ERSTE Stiftung ist außerdem seit vielen Jahren ein Partner der Europäischen Stabilitätsinitiative.

Eine Kurzbeschreibung zum Buch entnehmen Sie bitte der beigefügten Verlagsinformation. Auf der Website www.grenzen.eu finden Sie Materialien zum Thema und zum Buch.

Fotohinweis: rechtefrei zur redaktionellen Verwendung

Gerald Knaus, Buchpräsentation am 19. Oktober 2020, ERSTE Stiftung Wien. Foto: Marcel Billaudet/ERSTE Stiftung

Rückfragen richten Sie bitte an:

ERSTE Stiftung, Kommunikation Maribel Königer, Tel. 0664-8385341, maribel.koeniger@erstestiftung.org

Rezensionsexemplare: Piper Verlag, Abt. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Christina Herborg, Tel. +49-89-381801-588, christina.herborg@piper.de

Interviewanfragen Gerald Knaus: Europäische Stabilitätsinitiative Felipe Palma Feres, f.palma@esiweb.org

ERSTE Stiftung Die ERSTE Stiftung ist eine kreative und innovative Ideenwerkstatt, ein Labor für Zukunftsthemen, das durch die strategische Zusammenarbeit in Netzwerken seine Effektivität erhöht. Als Kernaktionärin der Erste Group sichert die ERSTE Stiftung die unabhängige Zukunft eines der größten Finanzdienstleister in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Als private österreichische Sparkassenstiftung engagiert sich die Stiftung für das Gemeinwohl.

Europe’s Futures – Ideas for Action Europe’s Futures ist eine Kooperation der ERSTE Stiftung mit dem Institut für die Wissenschaften vom Menschen zur Entwicklung neuer Perspektiven für ein wiedererstarktes, vereintes und demokratisches Europa. Liberal-demokratische Stimmen aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa führen eine hochrangige akademische, gesellschaftliche und politische Debatte über die Zukunft der Europäischen Union.

Florian Bauer

Direktor Social Finance, Nachhaltigkeit und Innovation
Florian Bauer zeichnet seit 2023 für die Bereiche Social Finance, Nachhaltigkeit und soziale Innovation in der ERSTE Stiftung verantwortlich. Davor war er über 13 Jahre lang im Bereich NGO & Social Entrepreneurship tätig. Florian leitete die Partnerschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz REEEP, eine internationale multilaterale NGO, die den verstärkten marktbasierten Einsatz erneuerbarer Energien und effizientere Energienutzung in Entwicklungsländern zum Ziel hat, und war Managing Director & COO des Impact Hub Vienna.   Von 2020-2023 schloss Florian für die Semantic Web Company (SWC), einem führenden Anbieter von semantischen KI-Lösungen, strategische Allianzen mit wichtigen Partnern und unterstützte die Entwicklung innovativer Anwendungen semantischer Technologien.
Stroke 240 + Stroke 241Created with Sketch.